Deutschlandtour Flensburg – Garmisch Partenkirchen auf dem Rennrad erfolgreich durchgeführt.

Tourbericht von Rudi Brennecke

Vom 28.07. – 06.08.16 waren wir RCL-Radsportler Alexander Haber, Arnold Sausen, Uwe Ossenberg, Reinhard Urban, Peter Behrla und Rudi Brennecke unterwegs um Deutschland von Flensburg im hohen Norden bis Garmisch-Partenkirchen im tiefsten Süden der BRD mit dem Rennrad zu durchfahren. Begleitet wurden wir dabei von Wilhelm Cramer, der den von VW-Schauerte in Plettenberg zur Verfügung gestellten Begleitbus fuhr. Neben den beiden An- und Abreisetagen im Bus wurden die rd. 1150 Km in 8 Etappen gefahren. Für uns, die wir zwischen 58 und 65 Jahre alt sind, eine große Herausforderung. Neben den teilweise sehr anspruchsvollen Etappen hatte der diesjährige Sommer auch mit uns kein Erbarmen. So wurde an 4 Tagen bei teilweise andauerndem Starkregen gefahren. Regen und Sonne wechselten ebenso häufig wie Flach- und Bergpassagen.

Am Anreisetag wurde nach der Ankunft noch Flensburg bei einem ausgiebigen Stadtrundgang besichtigt, wobei insbesondere die sehr belebte Altstadt mit ihren vielen Straßencafes und -lokalen sowie den schönen Fachwerkbauten gefiel.

1. Etappe 29.07. – Flensburg – Glückstadt / 141 Km , Ø 25,5 Km/h / 705 Höhenmeter (kurz Hm)

Wie die gesamte Tour hatten wir die Route vorwiegend über wenig befahrene Nebenstrecken geplant. Bei gutem und warmem Wetter mit kräftigem Seitenwind aus West, ging es über Tarp, Treia, Norderstapel, Burg, Wilster, Brokdorf nach Glückstadt. Die Landschaft war flach und geprägt von landwirtschaftlicher Nutzung, insbes. Milchwirtschaft und Maisanbau fielen dabei stark ins Auge. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde bei Burg per Fähre überquert. Kurz darauf in der Wilstermarsch im OT Neuendorf passierten wir den tiefstgelegenen Landpunkt Deutschlands mit einer Seehöhe von -3,54 m unter N.N.. Vorbei ging es auch am stillgelegten Kernkraftwerk Brokdorf, in dessen Nähe wir den ersten Blick auf die hier rd. 5 Km breite Elbmündung sowie ein paar riesige Containerschiffe auf dem Weg nach Hamburg werfen konnten. In Glückstadt klang der Abend in einem gemütlichen Restaurant in Hafennähe aus. Hier erwischte uns dann auch der erste Starkregen.

2. Etappe 30.07. – Glückstadt – Celle / 176 km (Fahrtzeit 6:57 Std.) Ø 25,4 Km/h / 734 Hm

Tiefhängende Wolken und starker Wind verhießen nichts Gutes. Mit der Fähre mussten wir die 5 km breite Elbmündung nach Wischhafen überqueren. Nach 30 Minuten Überfahrt, gerade wieder an Land begann der z.T. Starke Regen, der uns die nächsten rd. 100 Km begleiten sollte. Über Stade, Harsefeld und Tostedt kamen wir in die Lüneburger Heide, von der wir jedoch wegen des starken Regens und der Wände aus Maisanpflanzungen rechts und links der Straßen wenig gesehen haben. Zwischenzeitlich hörte der Regen kurz auf. Aber immer, wenn wir gerade mal wieder trockene Straßen erreichten, holte uns das Schlechtwetter wieder ein und es wurde wieder naß. Wir fühlten uns wie Regenmacher, die den Orten den Regen brachten. In Soltau schien dann endlich die Sonne und ließ eine Verpflegungspause im Straßencafe zu. Die restlichen rd. 50 Km über Bergen bis Celle blieben dann sonnig und waren auch wieder wärmer. Der Abend klang auf dem großen Celler Weinfest stimmungsvoll in der Altstadt aus.

3. Etappe 31.07. – Celle – Northeim / 136 Km (Fahrtzeit 5:43 Std.) Ø 24,0 Km/h / 861

Die Abfahrt fand wieder im Regen statt. Es goss in Strömen. Das ging so 10 Km lang. Dann wurde es unversehens schön und trocken. Die Strecke war zunächst noch flach ging aber dann in der 2. Hälfte in Bergland – Ausläufer des Harz – über. Wir fuhren durch Burgdorf, östl. vorbei an Hannover, passierten Lehrte, Sehnde, Harsum und pausierten in der Altstadt von Bad Salzdetfurth.

Das Fahrtempo war angesichts der nächsten schweren Königsetappe zurückhaltend. Über Bad Gandersheim erreichten wir dann Northeim. Große Enttäuschung – unser Hotel war das schlechteste der ganzen Tour, und auf den letzten Km regnete es auch wieder. Das hielt den ganzen Abend an.

4.Etappe  (Königsetappe)  Northeim – Meiningen / 177 Km / 7:58 Std. / Ø 22,3 / 1921 Hm

Das Wetter war den Ganzen Tag freundlich und warm.

Es ging durch Göttingen nach Friedland, weiter nach Bad Sooden-Allendorf, durch das Eichsfeld nach Eschwege. Wir befanden uns in Thüringen. Der Thüringer Wald hielt, was uns die Streckenplanung versprochen hatte, viele Höhenmeter. Die bestanden vielfach aus kurzen sehr steilen Rampen bis zu 16% oder in langen nicht enden wollenden Waldanstiegen. Nachdem wir das verkehrstechnisch chaotische Eisenach mit der Wartburg passiert hatten kam ein solcher Anstieg ab Wutha-Farnroda über Ruhla nach Steinbach. Grandios war allerdings die nach dem Aufstieg folgende Abfahrt. Hier war am Vortag eine Tourenwagenbergmeisterschaft gewesen und die Strecke  wurde gerade abgebaut, so dass wir auf gesperrter Straße ohne Autoverkehr abwärts fahren konnten.  Ein wirklich seltenes Erlebnis. Durch Schmalkalden (Heimat unseres ehem. Top-Biathleten Sven Fischer) kamen wir dann über Wasungen nach Meiningen, gelegen im Dreiländereck Thüringen Hessen und Bayern am Ostrand der Rhön und an der Werra. Der Ort überraschte uns mit seinen vielen kulturellen Einrichtungen und historischen Gebäuden. Ziemlich geschafft von der strapaziösen Strecke war aber nur noch ein kurzer Stadtrundgang möglich – schade.

5. Etappe, Meiningen – Bamberg / 106 Km / 4:46 Std. / Ø 22,5 Km/h. / 845 Hm

Nach dem anstrengenden Vortag war diese Etappe als Erholungstour geplant. Es kam aber anders.

Regenjacke an, Regenjacke aus. Steile kurze Rampen hoch und ohne Erholungseffekt wieder runter. 12-15% Steigung waren keine Seltenheit. Auch wenn die Höhenmeter in Summe nicht so viel waren, tat doch die Häufigkeit der kurzen harten Anstiege das Ihre. Über Römhild, durch die Ausläufer des südl. Thüringer Waldes und die dann kommende Rhön und die Hassberge ging es durch kleine Ortschaften wie Zimmerau, Sulzdorf und Hofheim. Überraschender weise tauchte plötzlich ein wunderschöner kleiner historisch geprägter Ort namens Königsberg vor uns auf, den wir durchfuhren, um gleich darauf die härteste Steigung des Tages in Angriff nehmen zu müssen. Nach langer allmählicher Abfahrt aus der Hochfläche der Rhön heraus kamen wir dann nach Zeil am Main und nach weiteren flachen 30 Km nach Bamberg – natürlich im Regen. In Bamberg lag unser Hotel so ziemlich am höchsten Punkt der Stadt, so dass auch hier noch wieder Kletterei angesagt war. Am Abend konnten wir uns dann bei einer außerordenlich interessanten Stadtführung mit Erik Berkenkamp (sehr uriger und begeisternder Typ) die sehr schöne Altstadt, Klein Venedig, diverse Brücken über die Regnitz, eine 200 Jahre alte Universitätsbibliothek und natürlich den Dom anschauen. Im Anschluss wurde dann im „Alt Ringlein-Restaurant“ fränkisch gegessen und das berühmte Rauchbier (wers denn mag) probiert.

6. Etappe, Bamberg – Gunzenhausen / 129 Km / 6:09 Std. / Ø 22,0 Km/h / 1333 Hm

Wieder mal ein Start im Regen. Wir fuhren über Vorra und Pommersfelden, wo unsere Kollege Alexander Haber seine Kindheit verlebte. Wie die Höhenmeter verraten ging es durch die fränkische Schweiz und den Steigerwald  erneut rauf und runter wobei wir sehr schöne Nebenstrecken befahren konnten. In Ühlfeld an der Aisch wurde auf Schildern vor tieffliegenden Störchen gewarnt. Ich alleine habe bei der Ortsdurchfahrt bereits 9 bewohnte Nester gezählt. Über Neustadt a.d. Aisch und Trautskirchen kamen wir nach Ansbach. Inzwischen schien endlich wieder die Sonne, das aber dann auch gleich richtig. Das Thermometer kletterte auf 29 °. Nach einer kleinen Pause im Biergarten ging es dann in Richtung Gunzenhausen weiter. Dabei kamen wir an die Altmühl und konnten einen wunderschönern Radweg am Fluss entlang nutzen. Nach  einer nochmaligen Pause direkt am Fluss bei leckerem selbstgebackenen Kuchen wurde dann unser Hotel bezogen. Lange konnten wir in der milden Abendluft dann noch vor dem Haus im dazugehörigen Gartenrestaurant verweilen.

7. Etappe, Gunzenhausen – Laimering / 117 Km / 5:14 Std. / Ø 22,5 Km/h / 1144 Hm

Der Tag war wettermäßig der Schönste der Tour. Blauer Himmel, keine Wolke, bis zu 32 °. Kaum hatten wir Gunzenhausen verlassen standen wir vor einer kleinen Bergkette, über die wir mit 16 % Steigung hätten fahren müssen. Da streikten dann allerdings die meisten der Gruppe und wir haben die Steigung mit ein paar Km mehr umfahren. Es ging über Heidenheim nach Wemding. Auch hier immer wieder kurze steile Anstiege. In Wemding, dem staatlich anerkannten Erholungs- und Wallfahrtsort wurde eine kurze Fotopause eingelegt. Das zentral gelegene Gotteshaus St. Emmeram beeindruckte durch seine Erhabenheit im Ort, der im Mittelalter aber auch durch 2 Wellen extremer Hexenverfolgung bekannt wurde. Über Fünfstetten, Marxheim, Oberach ging es in Richtung Augsburg. Hier fuhren wir auf der gleichen Route wie bereits 2007, als wir per Rad nach Kärnten unterwegs waren. Laimering – ein kleiner Ort östlich von Augsburg – empfing uns mit einem urbayrischen Biergarten. So stellt man sich einen Biergarten vor. Tische und Bänke unter schatten-spendenden Bäumen bei deftigem Essen. Der Abend wurde fröhlich.

8. und letzte Etappe, Laimering- Garmisch-Partenkirchen / 136 Km / Hm 1350 / Ø ? /Zeit ?

So schön wie das Wetter auf der 7. Etappe war, so schlecht war es auf der letzten. Ganztägiger Starkregen mit Unwetterwarnung in Alpennähe bei max. 12° bewirkten, dass nur die „jüngeren“ in unserer Gruppe aufs Fahrrad steigen wollten. So nahmen lediglich Behrla, Haber und Sausen die Strecke unter die Räder. Aber was war das für eine Qual. Wir im bequemen VW-Bus waren froh, diese Tour nicht zu fahren. Aber die 3 haben sich durchgebissen. In Landsberg schnell einen heißen Kaffee getrunken und dann weiter in den Regen. Von Ettal nach Oberau geht es lang bergab, wobei es schwer war, noch mit den klammen Fingern zu bremsen oder zu schalten. Von den umliegenden Bergen sah man Wassermassen ins Tal rauschen. Die Bäche und Flüsse waren gehörig angeschwollen. Leider fiel so auch unser geplantes Gruppenfoto am Ortseingang von GP ins Wasser. Das wurde dann am Abreistag morgens bei wieder besserem Wetter nachgeholt, wobei wir dann auf die komplette RCL Montur verzichtet haben.

Im historischen Gasthof Fraundorfer wurde abends gemeinsam ausgiebig die tolle Tour gefeiert.

Die Rückreise am Samstag, 06.08. fiel dann gottlob unspektakulär und unkompliziert aus.

Resümee:

Keine Stürze, kein Plattfuss, lediglich ein Speichendefekt. Dem Himmel sei Dank dafür.

Wechselnde Landschaften und wechselndes Wetter prägten die Tour. Je südlicher wir kamen, desto besser wurden Straßen und Radwege. Wir erlebten rücksichtsvolle Autofahrer die auf unserem Begleitwagen lesen konnten, was wir da gerade machten. Wir erlebten Beifallsbekundungen am Straßenrand. Vielen Dank an Wilhelm Cramer, der immer da war, wenn wir ihn brauchten.  Auch für ihn war es eine Strapaze stets in unserer Nähe zu bleiben und uns wiederzufinden, wenn wir plötzlich auf Radstrecken abbogen, die er nicht befahren durfte. Dank auch an die Firma VW-SCHAUERTE, die uns das Auto gesponsert hat, ebenso an Siegfried und Sascha Helbig von 1,2,3 Autoservice, die die Tourtrikots spendierten.

Wir haben eindrucksvolle Landschaften erlebt und konnten sehen, wie vielseitig unser schönes Deutschland ist. Wir durchfuhren Schleswig Holstein, Niedersachsen, Thüringen, Hessen und Bayern. Wir alle sind stolz, diese Tour gemacht zu haben. Zusammen sind wir sechs Radsportler 370 Jahre alt, was allein schon die Leistung würdigt.

Das war sie, die Deutschlandtour des RC Lüdenscheid 98.